Minden neu denken! Onlinehandel boomt – Innenstädte leiden

Die gesamte Gesellschaft ist seit mehr als einem Jahr von den Auswirkungen der Pandemie massiv betroffen. Auch die Wirtschaft bleibt davon nicht verschont. Massive Umsatzeinbrüche, insbesondere bei Einzelhandel und Gastronomie, haben für viele Betriebe längst zu einer existenzbedrohenden Krise geführt. Für viele Hotels sieht es nicht anders aus.
Gleichzeitig marschiert der Onlinehandel. Nach einer Studie des Instituts für Handelsforschung (IFH) hat sich der Strukturwandel im Handel um 7-8 Jahre beschleunigt. Geschäftsaufgaben in den Einkaufsstraßen erfolgen demnach mit nie dagewesener Dynamik. Besonders betroffen davon ist demnach der Textilhandel. So dürfte nach einer Studie von KPMG und des Handelsinstituts EHI bereits 2030 rund 50% des Textilhandels online erfolgen. Der Marktanteil der Onlinehändler würde sich demnach verdoppeln – mit entsprechenden Folgen für die Innenstädte.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht überraschend dass große Handelsketten, die heute noch die Innenstädte prägen (häufig auch das Bild von Gewerbegebieten am Stadtrand), ihre Filialnetze ausdünnen und Standorte schließen.
Ein „weiter wie bisher“ wird nicht mehr funktionieren. Die Innenstädte werden sich erheblich verändern. Zunehmende Leerstände zeichnen sich ab und es droht eine erhebliche Verödung.
Minden neu denken – das ist das Gebot der Stunde. Früher oder später werden wir trotz aller Probleme und Einschränkungen wieder so etwas wie Alltagsnormalität zurückgewinnen. Bis dahin wird die Pandemie tiefe Spuren in den Innenstädten gezogen haben – auch bei uns. Deshalb gilt es jetzt, das Notwendige zu unternehmen, um aus der Krise gestärkt hervorzugehen.
Auch wenn in der Zeit nach Corona das Wachstum im Onlinehandel wieder etwas abflachen dürfte, das einmal veränderte Einkaufsverhalten wird sich nur bedingt zu alten Gewohnheiten zurückkehren. Wo es rund um die Uhr möglich ist, problemlos online einzukaufen, bedarf es schon guter Gründe, die Wohnung zu verlassen, um sich in der Stadt auf die Suche nach dem Gewünschten zu begeben. Es gibt einiges zu tun, um diese Gründe wieder zu bieten.
Mit neuen Konzepten, frischen Ideen und einem pro-aktiven Citymanagement. Weniger verwalten und mehr machen, weniger Probleme und mehr Chance für unternehmerische Initiative. Eine lebendige, attraktive Innenstadt das Ziel.
Minden hat einen Einzugsbereich von ca. 500.000 Ew. . Wenn die Innenstadt Mindens nicht nur zum Einkauf aufgesucht wird, sondern auch, weil Minden irgendwie anders ist, man Freunde und Bekannte trifft, die Fußgängerzone nicht nur von den überall gleichen Logos und Geschäftsmodellen geprägt wird, weil lebendige Gastronomie und große, wie kleine Events zum Verweilen einladen – dann ist viel erreicht. Dann kann auch die Mindener Innenstadt so etwas wie ein eigenes Flair und Attraktivität entwickeln, zum Nutzen aller Akteure.
Das gelingt nicht von heute auf morgen. Aber es ist jetzt wichtig, an die Arbeit zu gehen. Deshalb hat die FDP-Fraktion am 18.03.2021 im Rat einen Antrag auf Einführung eines pro-aktiven Citymanagement, geführt von einer engagierten und kontaktreudigen Persönlichkeit, gestellt. Nach ausführlicher Debatte wurde der Antrag mit breiter Mehrheit beschlossen. Packen wir es gemeinsam an!